07.09.2022
Großer Ehrenamtstag in Frankenheim: Du bist wertvoll
Samstag, 10. September, um 16.30 Uhr
Im Ev.-Luth. Kirchenkreis Bad Salzungen-Dermbach halten Hunderte Ehrenamtliche aus den verschiedensten Bereichen mit ihrer Einsatzbereitschaft die Gemeinden lebendig. Sie beschenken die Gemeinschaft mit dem Kostbarsten, was sie haben – Ihrer Zeit, Ihrem Herz und Ihrem tatkräftigen Tun.
Grund genug, am Tag des Ehrenamts am 10. September in Frankenheim öffentlich »DANKE« zu sagen und das ehrenamtliche Engagement einer Vielzahl von Menschen zu würdigen. Seit einem Jahr laufen die Vorbereitungen für die Veranstaltung unter dem Motto „Du bist wertvoll“ auf Hochtouren. Bei Buffet und guter Musik wird es genügend Zeit zum Austausch der Ehrenamtlichen geben. Neben vielen kleinen Überraschungen werden die Hauptamtlichen – an diesem Tag – ihre geladenen Ehrenamtlichen selbst bewirten.
Im Rahmen des Ehrenamtstages wird auch der diesjährige Sauerteipreis verliehen. Der Sauerteigpreis, ausgelobt vom Ev.-Luth. Kirchenkreis Bad Salzungen-Dermbach, zeichnet seit 2014 jedes Jahr herausragende Projekte der Kirchgemeinden im Kirchenkreis aus. Die Kirchgemeinden sollen durch diese Auslobung mit einer finanziellen Unterstützung aus dem Strukturfonds bedacht werden.
Drei Gemeindeglieder aus dem Ev.-Luth. Kirchenkreis Bad Salzungen-Dermbach geben Einblick in das jeweilige Ehrenamt und zeigen, welche vielfältigen Erfahrungen und Erlebnisse freiwilliges Engagement mit sich bringt.
Marita Schrumpf: Die Rentnerin ist seit über 30 Jahren ehrenamtlich in der Kirchengemeinde Bad Liebenstein sehr aktiv. Die 71-jährige ist Kirchenälteste, Mitglied im Chor, qualifizierte Lektorin, kümmert sich um frischen Blumenschmuck in der Friedenskirche und übernimmt zuverlässig Küsterdienste. Sie hält regelmäßige Kindergottesdienste und verantwortete das 14-tägige Kinderangebot der „Kleinen Kirchenforscher“. Regelmäßig bäckt Marita Schrumpf für das Treffen zum Geburtstagskaffee und unterstützt auch sonst die monatlichen Gemeindenachmittage.
Susanne Specht: Die Mutter von zwei noch schulpflichtigen Kindern ist hauptberuflich Krankenschwester. Nebenbei engagiert sie sich seit 14 Jahren im Gemeindekirchenrat in Urnshausen. Vor drei Jahren wurde sie dann zur Vorsitzenden gewählt. Einmal im Monat richtet die 40-jährige den Kindergottesdienst in Urnshausen mit aus. Mit viel Herzblut organisiert sie wesentliche Veranstaltungen im Jahr wie zum Beispiel: das Elisabeth Fest, Weihnachtsfeiern, Frühstückstreffen und Weltgebetstage. Und auch sonst hat sie für viele kleinen Dinge einen guten Blick und fleißige Hände.
Annette Günther: Ihr Engagement versteht sie als Berufung – bereits in jungen Jahren hat sich Annette Günther für die Menschen, die Gemeinschaft und die Heimat mit ihrer vielfältigen Kultur eingesetzt. Begonnen mit verantwortungsvollen Aufgaben in der Jugendzeit, ob als Elternsprecherin im Kindergarten sowie der Grund- und Regelschule oder als Vorstandsmitglied des Fördervereins der GS Empfertshausen. Seit 1996 ist die 50-jährige Mitglied im Gemeindekirchenrat in Klings und auch Teil des Kreiskirchenrates im Ev.-Luth. Kirchenkreis. Für die Kirchengemeinde Klings beantragt sie regelmäßig Fördergelder bis in die höchsten Instanzen. Dadurch konnten in den letzten Jahren viele Baumaßnahmen umgesetzt werden. „Bis heute hat mich diese Zeit geprägt und meine Seele bereichert. Hier habe ich an vielen Beispielen erfahren können, wie wichtig der Glaube ist, der einen durchs Leben trägt.“
Wie sind Sie dazu gekommen, sich ehrenamtlich zu engagieren?
Marita Schrumpf: Als in Bad Liebenstein die Pfarrstelle vakant wurde, sprach mich die damalige Kantorin an, ob ich nicht Lust hätte, die Kindergottesdienste zu übernehmen. Was ich gleich mit Freude zugesagt habe. Dadurch habe ich mich dann für vieles mit verantwortlich gefühlt. So kam dann eins zum anderen. Als ich damals hauptberuflich als Erzieherin im Kindergarten tätig war, hatte ich schon den Wunsch, die qualifizierte Lektorenausbildung zu absolvieren. Damals fehlte mir aber die Zeit, um in Magdeburg die Ausbildung zu machen. Umso größer war der Wunsch, im Ruhestand nicht nur Mitglied in der Kirche zu sein, sondern mich so richtig zu engagieren und auch einen Lektorenkurs zu absolvieren.
Susanne Specht: Als drei Gemeindeglieder gleichzeitig den Gemeindekirchenrat verlassen haben, wurde ich angesprochen, ob ich zukünftig Lust hätte, den Gemeindekirchenrat zu unterstützen.
Annette Günther: In unserer Kirchgemeinde ist es mittlerweile Tradition, dass die ausscheidenden Kirchenältesten dafür sorgen, einen neuen Nachfolger zu finden. So wurde ich vor vielen Jahren angesprochen, ob ich das Amt der Vorsitzenden des Gemeindekirchenrates übernehmen möchte.
Was sind die Gründe beziehungsweise was motiviert Sie, als Ehrenamtliche tätig zu sein?
Marita Schrumpf: Ich freue mich, wenn ich den Kindern und Jugendlichen bei der Kinderkirche etwas mit auf den Weg geben und ich sie für den Gottesdienst begeistern kann. Besondere Freude bereitet mir auch der Geburtstagskaffee, der sehr gut in der Gemeinde Bad Liebenstein angenommen wird. Hier kommen im Wechsel viermal im Jahr Senioren ab dem 65. Lebensjahr zusammen, die Geburtstag hatten. Die Gemeinschaft, das Kuchenbacken und die Bewirtung der Leute ist einfach meine Leidenschaft.
Susanne Specht: Ich fühle mich einfach verbunden mit der Kirchgemeinde. Wenn ich sehe, dass sich andere über mein Engagement freuen, ist das für mich der größte Lohn. Etwas lebendig werden zu lassen, zu glauben und andere damit anzustecken, ist ein tolles Gefühl.
Annette Günther: Es macht mich glücklich, wenn Menschen unterschiedlichen Alters zusammenkommen und Gemeinschaft erleben können. Es ist unbezahlbar, wenn man sieht, wie die Gemeinde zusammenwächst und dabei auch noch neue Freundschaften entstehen.
Was sind für Sie die größten Herausforderungen im Ehrenamt?
Marita Schrumpf: Das größte Problem ist, dass die Kirchenbesucher immer weniger werden. Junge Menschen sucht man im Gottesdienst oft vergeblich. Sie kommen meistens nur noch zu besonderen kirchlichen Veranstaltungen. Durch den stressigen Alltag der Eltern bleibt immer weniger Zeit, die Kinder in die Kirche zu bringen. Und alleine dürfen viele Kinder vor der 5. Klasse oft nicht zur Kinderkirche kommen.
Susanne Specht: Die größte Herausforderung für mich ist es, Familie, Beruf und Ehrenamt zeitlich unter einen Hut zu bringen, und dabei allem gerecht zu werden. Mir ist es einfach wichtig, gut vorbereitet in den Gottesdienst zu gehen, um anderen Glauben zu vermitteln und dabei selbst im Glauben gestärkt zu werden.
Annette Günther: Es gibt Tage, an denen es nicht so einfach ist, am Glauben festzuhalten und nicht aufzugeben. Vor allem, wenn man Schicksalsschläge oder Niederlagen bewältigen muss. Dann frage ich mich manchmal, warum mir so etwas widerfährt. Und dann denke ich daran, dass ich nicht tiefer fallen kann als in Gottes Hände. Dieser Gedanke gibt mir wieder Hoffnung und Kraft. Ein paar Tage später sehe ich dann oftmals, warum mir Gott diese Prüfung auferlegt hat. Eine weitere Herausforderung sind auch die Zusammenlegungen und Fusionen der Kirchspiele. Die Pfarrer/innen müssen immer größeren Anforderungen der täglichen Gemeindearbeit gerecht werden. Da kommt die Seelsorge oft zu kurz. Eine Gemeinde steht und fällt nun mal mit ihrem Pfarrer. Dass die Gemeinden dann enttäuscht sind, ist nachvollziehbar.
Worauf könnten Sie im Ehrenamt nicht verzichten?
Marita Schrumpf: Auf die Gemeinschaft könnte ich nicht verzichten. Jeder ist mit seinen Stärken dabei und bringt diese mit ein. Es bereitet mir Freude, wenn ich sehe, dass die Kinder in der Kirche voll dabei sind und ich ihnen etwas mit auf den Weg geben kann.
Susanne Specht: Auf die Dankbarkeit, die die Kirchgemeinde mir entgegenbringt.
Und die vielen schönen gemeinsamen Stunden und Gespräche während und nach den Gottesdiensten.
Annette Günther: Ohne Gott wäre ich entwurzelt. Die regelmäßigen Gottesdienstbesuche sind für mich immer wieder eine Zeit der Besinnung und geben mir somit Orientierung in den persönlichen und gesellschaftlichen Dingen des Lebens. Die Lehre und die Verkündigung Jesu ist für meine Seele notwendig, um das Leben zu meistern.
Was bedeutet für Sie Glaube?
Marita Schrumpf: Für mich sagt das „Apostolische Glaubensbekenntnis“ alles aus, woran ich glaube. Ich glaube an einen Vater im Himmel. An die Gemeinschaft mit Christus in der Kirche, Vertrauen auf Gott und an das Leben nach dem Tot. Glaube bedeutet auch für mich, die Zeichen Gottes richtig zu deuten und dabei den Weg zu erkennen, den er für mich bestimmt hat.
Susanne Specht: Glaube bedeutet für mich zu verstehen, was in der heiligen Schrift geschrieben steht. Auf Gott zu vertrauen und das Verstandene weiterzuvermitteln. In der Bibel finde ich immer wieder Parallelen zu meinem eigenen Leben, sodass ich für mich oft eine Antwort finde. Das stärkt mich in schwierigen Zeiten und im Beruf als Krankenschwester.
Annette Günther: Für mich heißt Glaube: Gemeinschaft mit Christus und der Kirche, Liebe zu den Mitmenschen und auf Gott zu vertrauen. Dazu gehört für mich auch, nach den Geboten Gottes zu leben und handeln. Sowie anderen Menschen in Notlagen beizustehen.
Was würden Sie Menschen mit auf den Weg geben, die im Kirchenkreis ehrenamtlich tätig sein möchten?
Marita Schrumpf: Die Gemeinschaft ist sehr wichtig, sie darf aber auch nicht zu fest sein, dass keiner mehr dazukommen kann. Es ist wie mit einem Weizenhalm mit vielen Ähren. Jedes Korn hat seine Individualität. Diese muss wachsen und gedeihen, um aufzugehen. Und selbst wenn jedes Korn gemahlen wird, geht die Individualität dabei nicht verloren und jede Ähre trägt am Ende zum großen Ganzen bei. Wichtig ist auch, dass alle ihre Ideen mit einbringen können und diese dann auch vom Kirchenkreis übernommen werden.
Susanne Specht: Man darf niemals die Hoffnung verlieren. Auch, wenn man mal auf Widerstand trifft. Man muss offen über Probleme reden und versuchen, gemeinsam eine Lösung zu finden.
Annette Günther: Es ist wichtig, dass man verständnisvoll miteinander umgeht. Menschen, die neu in unsere Gemeinde kommen, sollen nach Möglichkeit nicht gleich zu viel Verantwortung übernehmen. Jeder braucht Zeit zum Ankommen. Wenn der Wunsch nach Mitarbeit entsteht, bieten wir die Möglichkeit herauszufinden, welche Aufgaben den persönlichen Gaben entsprechen. Jeder kann mit seinen Aufgaben wachsen. Aber wenn man sich überfordert fühlt, muss man das ganz offen ansprechen. Nur so kann man eine Lösung finden.
Womit könnte man Ihnen eine Freude bereiten?
Marita Schrumpf: Mir? Das ist eine schwierige Frage. Ich freue mich, wenn andere von meinem Glauben angesteckt werden. Außerdem freue ich mich ganz besonders als Lektorin, dass jemand weiteres aus unserem Gemeindekirchenrat an einer Lektorenausbildung teilnimmt.
Susanne Specht: Für mich zählen die kleinen Gesten im Leben. Ein paar nette Worte oder ein kleines Dankeschön machen mich schon glücklich.
Annette Günther: In der Gemeinschaft finde ich Ruhe. Es gibt nichts Schöneres, als mit anderen Menschen am Tisch zu sitzen – mit denen man auf einer Wellenlänge ist – und über Gott und die Welt zu plaudern.
Worin könnten Sie sich beim Ausüben Ihres Ehrenamtes manchmal verlieren?
Marita Schrumpf: Bei den Vorbereitungen für den Lektorendienst. Wenn ich den Blumenschmuck für den Altar zusammenstelle, oder den „Raum der Stille“ in Bad Liebenstein vorbereite.
Susanne Specht: Bei den Vorbereitungen für den Kindergottesdienst sprudeln die Ideen nur so aus mir heraus. Hier kommt es schon mal vor, dass Ideen verworfen werden, oder aus denen heraus ganz neue entstehen.
Annette Günther: Besondere Freude bereiten mir die Festtage. Hier verliere ich mich schon mal bei den Vorbereitungen und dem Ausschmücken der Kirche.
Was erhoffen Sie sich vom Ehrenamtstag am 10. September?
Marita Schrumpf: Es ist einfach gut zu sehen, dass man als Ehrenamtliche nicht alleine ist. Es gibt einem Kraft, wenn andere Gemeinden auch gut mit Ehrenamtlichen besetzt sind.
Susanne Specht: Die Wertschätzung durch den Ehrenamtstag stärkt einen in seinem Tun. Hier hat man einfach mal die Gelegenheit, mit Ehrenamtlichen aus anderen Bereichen ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen.
Annette Günther: Neue Impulse für das eigene Kirchspiel zu bekommen. In einer großen Gemeinschaft zu singen und das Vaterunser zu beten, das ist es, was die Seele berührt.