13.07.2022
Kieselbach: Kirche hat wieder ihren alten Namen St. Ursula
Einen besonderen Akzent erhielt die Feier zum 500+1-jährigen Kirchenjubiläum in Kieselbach durch die Wiederbelebung des Namens "St. Ursula". Dass die Kirche in ihrer Frühzeit diesen Heiligennamen trug, ist eigentlich nur mündlich überliefert; Ortschronist Anton von Keitz kennt kein entsprechendes Dokument. Kirchenrat i.R. Michael Hundertmark (links), früher Pfarrer in Kieselbach, der gemeinsam mit dem Kirchenältesten Peter Zinke (rechts) die neben dem Hauptportal auf der Westseite fachmännisch angebrachte neue Namenstafel enthüllte, sprach nur davon, in einem alten Glockenregister sei diese Information enthalten. Damit ergibt sich eine Parallele zur Legende um die Heilige Ursula – auch die ist historisch nicht belegt. Es soll sich um eine bretonische Königstochter aus dem 4. Jahrhundert handeln, die dem heidnischen englischen Prinzen Aetherius verlobt wurde. Vor der Hochzeit trat sie mit angeblich 11.000 Jungfrauen (was eine falsche Übersetzung sein könnte) noch eine Pilgerfahrt nach Rom an und fiel den Hunnen zum Opfer. Ursula wurde zur Stadtheiligen von Köln erhoben, was sich auf eine Inschrift von zweifelhafter Glaubwürdigkeit aus dem 5. Jahrhundert sowie auf spätere Knochenfunde stützt, die als Reliquien verehrt werden. Bei evangelischen Kirchen sind Heiligennamen normalerweise älter als die mutmaßliche Bauzeit des Kieselbacher Gotteshauses kurz vor und während der Reformationsepoche. Vielleicht geht die Namensgebung auf den seinerzeitigen Krayenburg-Amtmann Graf Adam von Beichlingen zurück, der beim katholischen Glauben geblieben war.
(Gastbeitrag von Werner Kaiser, Freiberuflicher Journalist)