07.11.2024
Landesbischof spricht in Schweina über Barmherzigkeit und Pfarrstellen-Vakanz

In einer ergreifenden musikalischen Abendandacht am 6. November in der St. Laurentiuskirche Schweina rief Friedrich Kramer, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) dazu auf, das „steinerne Herz“ abzulegen und ein „fleischernes Herz“ voller Mitgefühl und Barmherzigkeit zu entwickeln. Er bezog sich dabei auf Ezechiel 11,19-20, in dem Gott verspricht, harte Herzen in lebendige zu verwandeln, und warnte vor der Kälte im gesellschaftlichen Miteinander. „Kennen Sie Menschen mit einem steinernen Herzen?“, fragte Friedrich Kramer und erinnerte an Wilhelm Hauffs Märchen „Das kalte Herz“ als Sinnbild dafür, wie schnell das Herz durch Neid und Verletzungen verhärten kann. Der Bischof begleitete die Andacht musikalisch an der Gitarre und sang gemeinsam mit den Gästen zahlreiche Lieder.

Kramer kritisierte die wachsende Kälte in gesellschaftlichen Debatten und appellierte, besonders in der Migrationsfrage mit offenem und barmherzigem Herzen aufeinander zuzugehen. Er zitierte Jesu Worte: „Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen“ und betonte, wie wichtig es sei, die Barmherzigkeit aktiv zu leben. „Gott bietet uns an, lebendig zu werden und uns für das Leben in seinem Reich zu öffnen“, so Kramer, der dazu aufrief, durch Gebet, Vertrauen in Gott und das Teilen von Schmerz die eigenen Herzen zu erweichen.

Besorgt sprach Friedrich Kramer über die zunehmende Härte in der Welt, sichtbar in globalen Krisen und erneut aufkommendem Antisemitismus. „Zu den erschütternden Ereignissen des vergangenen Jahres gehört, dass das Massaker an israelischen Juden am 7. Oktober den weltweiten Judenhass neu entfacht hat,“ erklärte Kramer. Er erinnerte an den Anschlag auf die Synagoge in Halle 2019 als Symbol eines „versteinerten Herzens“ in der Gesellschaft. Kramer berichtete davon, wie er am 9. Oktober zusammen mit dem Bundespräsidenten und vielen anderen der Gemeinde in Halle ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus setzte, indem sie eine handgeschriebene Tora-Rolle vollendeten. Dieses Werk bezeichnete er als kraftvolles Symbol für Glaube, Barmherzigkeit und Mitgefühl.

Im Gespräch mit dem Landesbischof

Nach der Abendandacht hatten die Gäste die Möglichkeit, mit dem Landesbischof Friedrich Kramer, Pfarrer Peter Nietzer und dem Gemeindekirchenrat im Gemeindehaus ins Gespräch zu kommen. Dabei standen die Herausforderungen der Gemeindearbeit und die vakante Pfarrstelle im Mittelpunkt, die trotz zweifacher Ausschreibung weiterhin unbesetzt ist. Der Landesbischof machte deutlich, dass sich die Situation angesichts des demografischen Wandels und der steigenden Ruhestände zunehmend verschärft. Er regte an, kreative Lösungen zu finden und die Aufgaben in der Gemeinde neu zu strukturieren. Zudem prüfe die EKM, ob und wie sich Bewerber mit relevanten Vorkenntnissen, aber ohne Theologiestudium, über einen zweiten Bildungsweg für den kirchlichen Dienst qualifizieren können.

Die Gäste zeigten sich dankbar, dass der Landesbischof trotz seines vollen Terminkalenders nach Schweina gekommen war und ein offenes Ohr für die Anliegen der Gemeinde hatte. „Ein kurzweiliger und anregender Abend“, fassten sie zusammen und dankten ihm mit Applaus.


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Friedrich Kramer, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) beim musikalischen Abendgebet in der St. Laurentiuskirche Schweina  © Julia Otto Nach der Abendandacht hatten die Gäste die Möglichkeit, mit dem Landesbischof Friedrich Kramer, Vakanzverwalter Peter Nietzer und dem Gemeindekirchenrat im Gemeindehaus ins Gespräch zu kommen.  © Julia Otto