23.12.2024
Mit Hoffnung und Trost durch die Weihnachtstage

Unruhestifter zurechtweisen
Kleinmütige trösten
sich der Schwachen annehmen
Gegner widerlegen
sich vor Nachstellern hüten
Ungebildete lehren
Träge wachrütteln
Händelsucher zurückhalten
Eingebildeten den rechten Platz anweisen
Streitende besänftigen
Armen helfen
Unterdrückte befreien
Gute ermutigen
Böse ertragen
und – ach – alle lieben

(Augustinus)

Liebe Besucherinnen und Besucher unserer Website,

auf einer der Weihnachtskarten, die mich in diesem Jahr erreicht haben, stehen diese weisen und auch nachdenklich stimmenden Worte des Kirchenvaters Augustinus. Er war Bischof von Hippo im heutigen Algerien und lebte von 354 bis 430. In den Worten des Augustinus ist eigentlich alles enthalten, was mich in diesen Tagen so kurz vor Weihnachten bewegt. Allem voran gerade heute am vierten Advent: „Böse ertragen“ – angesichts des furchtbaren Attentats in Magdeburg am Freitag reihe ich mich voll Traurigkeit und Anteilnahme ein in die überwältigende Schar derer, die beim Blick auf das Böse, das hier geschehen ist, sprach- und fassungslos sind. Und die wie wir doch zugleich auch passende Worte finden müssen, um der Trauer und dem Unsagbaren Ausdruck zu verleihen. Diese richtigen Worte wünsche ich Ihnen sehr, und vielleicht ist für die eine oder den anderen auch ein „beredtes Schweigen“ genau die angemessene Ausdrucksform für das, was so unfassbar ist.

Als im Trauergottesdienst für die Todesopfer im Magdeburger Dom am Samstagabend für jedes zerstörte Menschenleben eine Kerze entzündet wurde, dachte ich: fünf extra Kerzen auf dem Altar könnten eine gute Möglichkeit sein, auch in unseren Gottesdiensten zu Weihnachten das Unaussprechliche präsent zu halten und dennoch nicht ohne Weihnachtsfreude durch diese Tage gehen zu müssen. Noch vor dem „Böse ertragen“ nennt Augustinus ja: „Gute ermutigen“ – auch um diese Ermutigung der Guten geht es für mich zu Weihnachten und ein trotziges „Dennoch!“ möchte ich auch in diesen traurigen Tagen ausstrahlen. Dennoch wird es Weihnachten – für Dich und für mich.

In diesem Jahr sind es zu Weihnachten insbesondere die Hirten, denen ich meine Aufmerksamkeit schenken möchte. Wenn Kerzen unsere Weihnachtspyramide in Bewegung setzen, dann stehen die Hirten am wenigsten im Fokus. Die Krippe mit dem Neugeborenen, mit Maria und Josef, dazu auch die heiligen drei Könige werden auf der unteren Etage von sechs Kerzen jederzeit gut angestrahlt. Der kleine Engelschor ganz oben steht zwar nicht im Licht, ist durch die Thomaner, die im Hintergrund die schönen alten Adventslieder singen, aber doch recht präsent. Nur der eine Hirte mit seinen drei Schafen auf der mittleren Etage kommt mir doch ein wenig einsam und unscheinbar vor. Noch dazu ist er immer dann gerade ganz hinten, wenn unten die Krippe mit Maria und Josef im Vordergrund sind.

Dabei sind es doch erst die Hirten, die die Geburt des Christkindes in die Öffentlichkeit tragen. Sie sind es, die die Botschaft des Engels draußen auf dem Feld zuerst hören. Sie sind es, die dem verdutzen Paar in Bethlehems Stall die gute Nachricht überbringen, was es mit diesem Neugeborenen auf sich hat. Solche Hirten (also „pastores“) sollen auch wir sein, wenn wir die weihnachtliche Botschaft von der Geburt des Retters dieser Welt weitersagen. Zu Weihnachten allemal, aber auch im neuen Jahr.

Ich wünsche Ihnen allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest, ein wenig Ruhe auch und bereichernde Momente mit Familien und Freunden und dann bald auch ein glückliches und friedvolles neues Jahr.

Bleiben Sie recht behütet!

Christoph Ernst, Superintendent im Kirchenkreis Bad Salzungen-Dermbach


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