22.08.2023
Nach sieben Jahren Amtszeit erntet Stephanie Reinhardt bei ihrem letzten Gottesdienst in Roßdorf viele herzliche Abschiedsworte.
Dankbarkeit, Traurigkeit, Wehmut aber auch geteilte Freude lagen in der Luft, als Pfarrerin Stephanie Reinhardt am vergangenen Sonntagnachmittag verabschiedet wurde. Rund 130 Personen bezeugten ihr bei schwülwarmen Temperaturen ihre Wertschätzung in der Trinitatiskirche in Roßdorf. Und natürlich wurden an der einen oder anderen Stelle auch ein paar Tränen verdrückt.
Gemeinden sind zusammengewachsen
Die Seelsorgerin war fast auf den Tag genau sieben Jahre im Kirchenkreis Bad Salzungen-Dermbach aktiv. Besonders in den fünf Gemeinden Eckardts, Helmers, Rosa, Roßdorf und Wernshausen wird die Pfarrerin fehlen. Babara Bechmann würdigte im Namen aller Kirchenvorstände das Wirken der Pfarrerin, mit der sie alle noch gerne viel länger zusammengearbeitet hätten. Dabei blickte sie zurück auf ihre anschaulichen Predigten und ihr musikalisches Talent, mit dem sie viele Menschen erreicht habe: „Es ist dir gelungen, Brücken zu schlagen – das Miteinander im Kirchspiel Roßdorf-Wernshausen ist gewachsen“, resümiert Babara Bechmann. Mit neuen Formaten hätte die Pfarrerin hier viele Menschen angesprochen: „Dein unverwechselbares Profil war ein Segen. Du verlässt eine lebendige Kirche – wir werden dich vermissen“, so Barbara Bechmann.
Jukebox 2.0
Von der obersten Empore ragte ein Banner in den Altarraum. Darauf zu sehen: die „Jukebox der Hoffnung 2.0“. Natürlich in Pink – der Lieblingsfarbe der Pfarrerin. Ein letztes Mal machte die Pfarrerin im Abschiedsgottesdienst deutlich, wie kreativ die Predigerin ist: Mit vier Hoffnungsliedern aus der „Jukebox“, die auch schon in der Pandemie Trost, Mut und Hoffnung spendete, blickte sie zurück auf gemeinsame Erlebnisse und machte den Kirchgemeinden Mut, die nun einer Vakanz entgegengehen. Dabei erzählt und besingt die Jukebox vor allem eins: „Unsere Geschichte mit Gott, der uns hilft, Schweres auszuhalten“, sagt Stephanie Reinhardt. Viermal warf sie eine Münze ein, drückte auf den Knopf und es ertönten Hoffnungslieder, die helfen sollen, wo Worte fehlen. Mit dem ersten Glaubenslied „Danket dem Herrn!“ sprach die Pfarrerin ihren Dank für die vielen „Himmelsgeschenkmomente“ aus. „Danke für euer Engagement, für all das, was ihr mir an Unterstützung gegeben habt, für euer Vertrauen.“ Das Hoffnungslied „Bleib bei mir Herr“, lies die Pfarrerin auch in gemeinsamen „Momenten, die das Herz schwer machen“, wieder nach vorne blicken. Dabei entschuldigte sie sich mit dem dritten Hoffnungslied: „Meine engen Grenzen“ für all die Momente, an denen sie selbst an ihre „Grenzen“ gestoßen ist. Im vierten und letzten Hoffnungslied machte die Pfarrerin den Gemeinden Mut für die Zukunft: Indem man nie aufgibt, indem man die Hoffnung aufrechterhält und Neues wagt; indem man aufeinander zugeht und kreative Lösungen sucht. Und indem man das Vertrauen in Gott nicht verliert. Sie zeigte sich beeindruckt von dem Zusammenhalt der Gemeinden: „Ihr seid auf einem guten Weg miteinander.“ Zugleich mahnte sie: Achtet aufeinander, haltet zusammen, lasst euch nicht unterkriegen und geht vor allem nicht wieder zurück ins jeder für sich. Es geht nur miteinander, vergesst das nicht“, betont die Pfarrerin.
Entpflichtung
Im Juli vergangenen Jahres hatte der stellvertretende Superintendent Stephanie Reinhardt in ihr Amt als Pfarrerin für den Pfarrbereich Roßdorf-Wernshausen eingesegnet. Nun bedankte sich Alfred Spekker bei der Seelsorgerin für ihren engagierten Dienst, der auch im Kirchenkreis Bad Salzungen-Dermbach neue Impulse setzte und entpflichtete sie von ihren Aufgaben. Dabei erinnerte er noch einmal an die einzelnen Stationen während ihrer Amtszeit. Zum Abschied überreichte er ihr einen USB-Stick – natürlich auch wieder in ihrer Lieblingsfarbe pink: „Er bietet Platz für Erinnerungen, für alte Bilder und Predigten. Aber vor allem auch für neue Gedanken und neue Wege.“ Er forderte sie auf: „Nutze diesen Speicherplatz!“
Segenswünsche
Mut, Dankbarkeit, Freude am Leben und zugleich zahlreiche Segenswünsche sprachen auch die sorgfältig ausgewählten Musikstücke aus, die der Singkreis Roßdorf, der Posaunenchor Urnshausen und Iris Schellenberg an der Orgel gefühlvoll vortrugen. Gemeindepädagogin Ellen Neues verlas die Epistel und die Verwaltungsangestellte Franziska Martin das Evangelium. Und auch die Junge Gemeinde wirkte im Gottesdienst mit. Im Anschluss gab es für die Gäste bei einem Empfang im Pfarrhof erfrischende Getränke, Häppchen, Grußworte, herzliche Umarmungen, Vorführungen, viele persönliche Gespräche und Glückwünsche zu ihrer Verabschiedung.
Zeit, weiterzuziehen
„Heute ist mein letzter Tag, ich gehe reich beschenkt“, bedankt sich noch einmal Stephanie Reinhardt und bringt es auf den Punkt: „Ich gehe dankbar mit Tränen in den Augen und mit Vorfreude auf das, was vor mir liegt.“ Am 1. September wechselt sie in die Klinikseelsorge nach Mühlhausen. Die Stelle wird bundesweit zur Wiederbesetzung ausgeschrieben, auch wenn es angesichts der Personalsituation in der Landeskirche nicht leicht sein wird, schnell eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger zu finden.