06.08.2023
Pfarrerin verlässt Roßdorf nach sieben Jahren
Sieben Jahre war sie als Seelsorgerin im Ev.-Luth. Kirchenkreis Bad Salzungen-Dermbach aktiv, jetzt wechselt Stephanie Reinhardt in die Klinikseelsorge nach Mühlhausen. In Roßdorf ist die junge Pfarrerin damals als Vikarin eingeführt wurden. Hier wird sie nun am Sonntag, dem 20. August, um 15 Uhr in der Trinitatiskirche in Roßdorf aus ihrem Dienst im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes vom stellvertretenden Superintendenten Alfred Spekker verabschiedet.
Herz schlägt für die Klinikseelsorge
„Die erste Pfarrstelle ist so etwas wie die erste große Liebe“: 2016 trat Stephanie Reinhardt ihr Vikariat – also ihre Pfarrausbildung – im ehemaligen Pfarramt Roßdorf an. Ihre Mentorin war die damalige Pfarrerin Jana Petri. 2019 begann sie ihren dreijährigen Probedienst als Pfarrerin im neu zusammengelegten Pfarramt Roßdorf-Wernshausen. „Aus zwei wurde eins“ – eine besondere Situation. Gemeinsam mit den Gemeindekirchenrätinnen und Gemeindekirchenräten erarbeitete Sie eine neue Struktur für das Gemeindeleben. Von nun an gab es für die fünf Kirchgemeinden Eckardts, Helmers, Rosa, Roßdorf und Wernshausen eine gemeinsame Sitzung mit den Kirchenvorständen. Des Weiteren gründete sie einen Leitungskreis, bestehend aus den Vorsitzenden und deren Stellvertretern. Konfirmationen, Erntedankfeste und Schulanfangsgottesdienste wurden gemeinsam in unterschiedlichen Gemeinden gefeiert. „Mir lag die Gemeinschaft besonders am Herzen. Es war mir wichtig, dass sich die Gemeindeglieder untereinander kennenlernen“, sagt die Pfarrerin.
Im vergangenen Jahr endete das Pfarrdienstverhältnis auf Probe und Stephanie Reinhardt wurde offiziell in ihre Pfarrstelle Roßdorf-Wernshausen eingeführt. Zudem war die 33-Jährige als Vakanzverwalterin für den Pfarrbereich Schwallungen zuständig. Viele Jahre traf die Theologin Entscheidungen in der Kreissynode für die Zukunft des Kirchenkreises mit. Nun, verlässt sie den „klassischen“ Pfarrdienst und widmet sich der Klinikseelsorge im Ev. Kirchenkreis Mühlhausen. Hier wird sie künftig zur Hälfte im Ökumenischen Hainich Klinikum (ÖHK) und mit einem Stellenanteil von 30 % im Hufeland Klinikum tätig sein. Zusätzlich betreut sie mit den restlichen 20 % die Kirchgemeinde Felchta. Wer die Pfarrerin kennt, weiß, dass ihr Herz schon lange für die Klinikseelsorge schlägt. Schon während ihres Studiums hat sie mehrere Praktika in verschiedenen Bereichen der Sonderseelsorge absolviert. Zudem machte sie in den zurückliegenden Jahren mehrere berufsbegleitende Fortbildungen.
Dann fiel Stephanie Reinhardt beim Durchblättern des Amtsblattes die Ausschreibung für die Klinikseelsorge in Mühlhausen in die Hände: „Ich habe sofort gedacht: Das ist es!“, sagt Stephanie Reinhardt. Einige Zeit hat die Pfarrerin mit sich gerungen, da sie die Menschen vor Ort und das Miteinander in ihren Gemeinden schätzen und lieben gelernt hat. Doch sie merkte: „Die Stelle lässt mich nicht mehr los“, erzählt die Pfarrerin begeistert. Am 1. September tritt sie ihre neue Aufgabe im Unstrut-Hainich-Kreis an. Kater Willi wird sie begleiten.
Kreativ durch die Pandemie
Viel Ideenvielfalt, Kreativität und Einfallsreichtum bewies sie gemeinsam mit ihren Kirchgemeinden und vielen Ehrenamtlichen vor allem in der Coronazeit. Kurzer Hand mussten neue Formate entwickelt werden, um die Menschen in dieser schweren Zeit zu erreichen. So erfand die musikbegeisterte Pfarrerin unter anderem das digitale Format der „Jukebox der Hoffnung“. Sie startete einen Aufruf an die Gemeinden, ihre Kraftquellenlieder an die Pfarrerin zu senden, die ihnen in der Zeit der Pandemie Hoffnung schenken. Dann setze sie sich kurzer Hand an ihr Piano und sang mit ihrer eindrucksvollen Stimme für die Menschen. Verbunden damit war immer eine herzergreifende und ganz persönliche Lebensgeschichte, die sie mit einer kurzen Andacht verknüpfte. Anfangs ertönten täglich von der Webseite des Kirchenkreises Bad Salzungen-Dermbach ihre Singenden-Klingenden-Andachten, mit denen die Theologin mehrere tausend Menschen während der Pandemie berührte. So blieben die Gemeinden über die Musik auch während dieser schweren Zeit verbunden und gaben sich gegenseitig Hoffnung. „Ich bin mir sicher, dass die Jukebox auch bei meiner Verabschiedung eine Rolle spielen wird“, schmunzelt die Pfarrerin.
Darüber hinaus bewies Stephanie Reinhardt auch bei Online-Gottesdiensten ein kreatives Händchen. Begleitet von Blaulicht und Martinshorn wurde sie während der Pandemie zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr zur Gehilfin des Heiligen St. Martin im Pfarramt Roßdorf-Wernshausen und ließ mit Martinshörnchen Kinderaugen erstrahlen. Oder aber es wurde kurzerhand mit der Feuerwehr ein Weihnachtsgruß mit Bürgermeister Helmut Wichler zu den Menschen gebracht. An Heiligabend wurde eine digitale Christvesper mit Krippenspiel in die Wohnzimmer ausgestrahlt und zur Weihnachtszeit ertönte Musik vom Kirchturm. Besonders in Erinnerung ist ihr auch das Projekt der „PfingstWUNDERtüte“, zu welchem alle fünf Kirchen ihres Pfarrbereiches zu je einem Pfingstsymbol geschmückt waren.
„Die Lebendigkeit der Gemeinden wird mir fehlen“, gibt die Pfarrerin zu. Unzählige Kontakte seien entstanden, persönliche Beziehungen wurden geknüpft. Besonders wichtig war der Pfarrerin das Verhältnis zur jungen engagierten Gemeinde, den Gemeindekirchenräten, zu den Kindergärten und zur Kindervilla in Wernshausen, Institutionen, Vereinen und zu den Freiwilligen Feuerwehren. Auch im Pfarrbüro konnte sie immer auf ihre Kolleginnen um Verwaltungsangestellte Franziska Martin und Gemeindepädagogin Ellen Neues zählen. „Wir waren ein gutes Team und haben viel gemeinsam gewuppt, auch wenn es mal geruckelt hat“, erzählt Stephanie Reinhardt.
Neben ihrem Mitarbeiterteam gilt ihr Dank vor allem den Gemeindegliedern, allen ehrenamtlich Engagierten und dem Kirchenvorstand, die bei allen Neuerungen mitgegangen sind und sie mitgetragen haben, die mitgeholfen und mitgestaltet haben. „Das ist keine Selbstverständlichkeit“, so Stephanie Reinhardt. Bei all ihrem Tun hat sie es immer wieder verstanden, in den vielen Begegnungen und Gesprächen zu zeigen, dass Pfarrerinnen und Pfarrer nicht nur Amtspersonen, sondern auch Menschen sind – mit allem, was im Leben dazu gehört.
Sanierungen und Umbau begleitet
Aber auch die verschiedene Sanierung in den fünf Gemeinden hat viel Zeit der Pfarrerin und der Ehrenamtlichen in Anspruch genommen. So konnte im Jahr 2021 dank vieler Spendengelder und öffentlicher Fördermittel die Steinmeyer-Orgel in der Trinitatiskirche restauriert werden. In Wernshausen wurde der Glockenstuhl erneuert und die große Glocke „Sieglinde“ restauriert. 2022 deckten Sturmböen das Kirchendach in Roßdorf ab, welches zum Glück kurzfristig repariert werden konnte. In Rosa wurde der Antrag auf Fördermittel bewilligt, so konnte auch hier das Dach neu eingedeckt werden.
Vakanz
Für die Gemeinden wünscht sich Stephanie Reinhardt, dass die Stelle baldmöglichst wiederbesetzt wird. „Es gibt wundervolle Menschen hier. Es wäre schön, wenn jemand mit ihnen weiter Gemeinde gestaltet.“ Die Stelle wird bundesweit zur Wiederbesetzung ausgeschrieben, auch wenn es angesichts der Personalsituation in der Landeskirche nicht leicht sein wird, schnell einen Nachfolger zu finden.