03.11.2020
Reformationstag in Vacha – Bedeutendsten Sohn der Stadt verewigt

Die Stadt Vacha hat ihrem bedeutendsten Sohn zum Reformationstag ein Denkmal gesetzt: Vor der Johanneskirche – und damit nur einen Steinwurf vom Geburtshaus Georg Witzels entfernt.

Tausende Male dürfte der Reformationszeit Theologe diesen Platz in seinen jungen Jahren wohl tangiert haben, wobei er sicher nicht geglaubt hätte, dass er einmal in Bronze gegossen, ein gutes halbes Jahrtausend später dort stehen würde.

Der Heimat- und Geschichtsverein Vacha um seinen Vorsitzenden Olaf Ditzel hatten schon länger vor, einen würdigen Platz zu schaffen, der an das Wirken von Georg Witzel – einer für seine Zeit führender Persönlichkeit, die auch mit Reformator Martin Luther wirkte – erinnert. Einige Jahre gingen so ins Land, welche mit gewissen Tücken in Sachen Planung wie Finanzierung behaftet waren – und vorerst nicht zum durchschlagenden Erfolg führten.

2018 nahm das Projekt dann volle Fahrt auf. Dem Entwurf von Monika und Gerhard Jahn wurde stattgegeben. Mit dem örtlichen Steinbildhauermeister Tino Ißbrücker stand ein Künstler parat, der dem Ganzen Form und Gestalt geben konnte. Für die finanzielle Ausstattung sorgte das Land Thüringen, der Wartburgkreis, verschiedenste regionale Bankhäuser oder deren Stiftungen wie auch Privatpersonen.

Um das neu geschaffene Denkmal in einem würdigen Rahmen zu enthüllen, bot sich der vergangene Reformationstag bestens an – wobei ein nachmittäglich füllendes Programm geboten wurde. Ein festlicher Gottesdienst zum Reformationstag in der Johanneskirche eröffnete den Reigen. Dr. Carola Brommer, Imka Heinzeroth und Dr. Peter Brommer begleiteten mit großem musikalischem Können den kirchlichen Festakt und verliehen ihm eine feine Note. Pfarrer Roland Jourdan blickte in seiner Predigt auf verschiedenste Dinge des kirchlichen Lebens wie die Ökumene unter den Christen, das menschliche Miteinander oder auch die Erhaltungsmaßnahmen von Johanniskirche und Klosterkirche, welche immer im Fokus stehen.

Dem Gottesdienst folgte mit der Einweihung des Witzel-Denkmals vor den Toren der Johanneskirche ein weiterer Höhepunkt des Nachmittags. Olaf Ditzel würdigte in seinen Worten das Schaffen von Georg Witzel und ließ dessen Lebensstationen nochmals aufleben.

Ohne dabei zu vergessen, dass der Heimat- und Geschichtsverein zum 500. Geburtstag Witzels 2001 eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus installierte. Auch die Sonderausstellung 500 Jahre Reformation seiner Zeit in der Burg Wendelstein, die sich natürlich mit Witzels Wirken beschäftigte, gehört zu den Dingen, welche die Vachaer Historiker einst auf den Weg brachten. Passend zur Denkmaleinweihung kann diese Ausstellung nochmals im alten ehrwürdigen Burggemäuer besichtigt werden.

Selbst eine Straße der Stadt wurde schon nach dem berühmten Sohn benannt. Bürgermeister Martin Müller aus Vacha (CDU) war es sehr wichtig zu betonen, dass mit dem Denkmal in der Stadt ein Ort geschaffen wurde, an dem die Gemeinschaft einen Platz der Erinnerungskultur bekommen hat, ohne diesen manch geschichtlicher Aspekt durchaus verloren gehen könnte.

Gemeinsam enthüllten Ditzel und Müller die Bronzebüste Georg Witzels unter dem Applaus der zahlreich erschienenen geschichtlich Interessierten. Mit Saxofon und Orgel verliehen Carola und Peter Brommer der Zeremonie einen mehr als feierlichen musikalischen Glanz, wobei die letzten warmen Sonnenstrahlen des Tages als kleine Krönung das i-Tüpfelchen setzen konnten.

Unter den Gästen, die der Einweihung beiwohnten, tummelten sich Sponsoren und Vertreter verschiedener Vereinigungen.

Sünnas Pfarrer Henning Voigt gehörte dazu genau wie sein Vachaer Amtskollege Roland Jourdan. Nicht zu vergessen die Mitglieder der katholischen Kirchgemeinde Vacha, die spontan mit einem Ständchen zum guten Gelingen beitrugen. Genau an diesem Punkt wurde die Ökumene mit dem Leben erfüllt, die es braucht, wenn Katholiken und Protestanten zusammenfinden, was den „alten Witzel“ wohl mit großer Freude erfüllen würde. Freudig erfüllt zeigte sich ebenso Steinbildhauer Tino Ißbrücker über sein erschaffenes Werk. Sicher stecken da so „einige Stunden“ Arbeit drin meinte er aber trotzdem hat es Spaß gemacht, so etwas zu wuppen.

Eine Trierer Gießerei vollendete dann Ißbrückers Werk und verhalf der Büste letztlich zum wohlverdienten Glanz, bevor sie auf der Basaltsäule ihren Platz einnehmen durfte und künftig an den großen Sohn der Stadt Vacha erinnern kann.

Steckbrief von Georg Witzel:
Geboren: 1501 in Vacha
Gestorben: 1573 in Mainz
Reformtheologe, Humanist und Schriftsteller
Studienaufenthalte: Erfurt, Wittenberg danach Katholischer Priester
Ab 1522 predigt er die neuen Lehren Martin Luthers in Vacha und Umgebung.
Nach Studium der Kirchenväter 1531 zurück zum katholischen Glauben.
Kämpfte fortan für die Versöhnung der beiden Konfessionen.

(Gastbeitrag von Lutz Rommel)
 


Mehr Fotos

 Pfarrer Roland Jourdan hielt die Predigt im festlichen Gottesdienst. © Lutz Rommel  Für die musikalische Umrahmung sorgten Dr. Carola Brommer und Dr. Peter Brommer im Duett. © Lutz Rommel  Die Georg-Witzel-Straße prägt schon länger das Vachaer Stadtbild. © Lutz Rommel