27.05.2021
Sind Christen unnormal? – Pfingstgottesdienst mit Regionalbischof Tobias Schüfer und Pfarrerin Stephanie Reinhardt
PFINGSTEN aus der Wundertüte
Wundertüten – wer kennt sie nicht? Man weiß nie, was man bekommt, aber es ist immer etwas Schönes dabei! So ging es den Besucher:innen im Pfarramt Roßdorf-Wernshausen am Pfingstwochenende. Jede:r Mitfeiernde erhielt im Eröffnungsgottesdienst am Pfingstsonntag eine Pfingst-Wundertüte, in der aus allen fünf Kirchen eine Überraschung zu finden war. Diese sollten Neugier wecken, dem Geheimnis des Pfingstfestes – vor Ort in den Kirchen des Pfarramts Roßdorf-Wernshausen – auf die Spur zu kommen. Jede der Kirchen war thematisch mit Pfingstsymbolen geschmückt und in den Kirchen erwartete die Besucher:innen kleine Aktionen rund um das Pfingstfest. Vom 28. bis 30. Mai kann man noch von 10.30 Uhr - 18.00 Uhr in der Laurentiuskirche in Eckardts (Thema: "Feuer und Flamme"), in der Ev. Kirche in Helmers – (Thema "Wind und Brausen"), in der Christuskirche in Rosa (Thema: "Taube"), in der Trinitatiskirche in Roßdorf (Thema: "Pfingstrose und Tränen") und in der St. Lukas Kirche in Wernshausen (Thema "Wort und Sprache") die Pfingstwunder entdecken.
„Lasst euch als lebendige Steine zur Gemeinde aufbauen“
Einen besonderen Überraschungs-Gast durfte das Pfarramt Roßdorf-Wernshausen beim Festgottesdienst am Pfingstmontag in der St. Lukas Kirche Wernshausen begrüßen: Regionalbischof Tobias Schüfer (Meiningen), der für den Propstsprengel Meiningen-Suhl zuständig ist. In seiner Predigt zum Thema „Wir sind Kirche“ stellte er die Frage in den Raum “Was unterscheidet uns von denen, die nicht glauben? „Es gibt Regionen in unserem Land, in denen nicht christlich sein als normal gilt“, so der Regionalbischof. „Ja sind wir unnormal?“, fragt er die Gemeindeglieder.
„Die Gemeinde im ersten Petrusbrief, der ging es ähnlich damals. Sie waren in einer Minderheit und wurden bedrängt. Sie wurden gemobbt und gedisst von ihrem Umfeld, weil es nicht als normal galt, Christ zu sein“, erklärt Tobias Schüfer. Das Hauptbild im Petrusbrief sind die lebendigen Steine. „Der erste lebendige Stein ist Jesus Christus selbst. “, so Schüfer. „Du bist stabil, du bist fest, du gibst Halt. Du warst Tod und bist wieder auferstanden. Das, was ihn ausmacht, überträgt er auch auf seine Gemeinde“, ergänzt Tobias Schüfer. Er baut seine Gemeinde aus lebendigen Personen, aus lebendigen Steinen (1. Petrus 2, 5), unterschiedlicher Art, unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Hautfarbe, unterschiedlicher Prägung…, aber alle von seinem Heiligen Geist geführt. Und irgendwo steht auch unser Name. Jeder von uns, der mit Jesus Christus in Berührung kommt, wird selbst zum lebendigen Stein in Gottes geistlichem Haus.
Im Pfarramt Roßdorf-Wernshausen gibt es viele verschiedene lebendige Steine. Jung und Alt. Menschen, die sichtbar und unsichtbar wirken, Gottes Wort verkünden, ihren Glauben leben und ihn weitergeben. Ein paar von ihnen wurden stellvertretend für alle Gemeindeglieder in einem Video sichtbar.
In der Pandemie konnten die Kirchgemeinden wohl nicht eindeutig zeigen, was es bedeutet, „lebendige Steine“ zu sein. „In den letzten Monaten waren wir alles andere als stabil, manchmal haben wir wenig ausgehalten“, so Tobias Schüfer.
„Am lebendigsten zeigen wir uns, wenn wir gemeinsam Dinge vorantreiben. Wenn wir zusammen sind“. Er ermutigte die Besucher:innen „Ihr werdet lebendige Steine sein. Ihr werdet es wieder sein“. Doch „Jesus nachzufolgen bleibt irgendwie auch immer unnormal, von außen gesehen“, betont er.
„Wenn Egoismus normal ist, dann bin ich gerne unnormal“, sagt der lebendige Stein. „Wenn Resignation normal ist, dann bin ich gerne unnormal“, sagt der lebendige Stein. „Wenn Unglaube normal ist, dann bin gerne unnormal“, sagt der lebendige Stein. „Wenn Angst normal ist, dann bin ich gerne unnormal“, sagt der lebendige Stein. „Wenn Stillstand normal ist, dann bin ich gerne unnormal“, sagt der lebendige Stein. So wird er mit seinen auserwählten Steinen seine Kirche bauen.
Wenn wir unser Leben auf Jesus Christus aufbauen, überträgt er seine Eigenschaften auf uns. Wir werden lebendige Steine, Steine, die für immer und ewig existieren werden. Sie zerbröseln nicht. Sie werden tragfähig.
Zu einem lebendigen Gottesdienst trugen auch die Konfirmanden und Konfirmandinnen bei, indem sie in den Fürbitten und im Gebet miteingebunden wurden.
Für reichlich Gänsehaut sorgten vor allem die gesanglichen Einlagen von Pfarrerin Stephanie Reinhardt (Roßdorf) von der obersten Empore. Begleitet wurde sie dabei an der Orgel von Iris Schellenberg (Wernshausen). Auf Gemeindegesang wurde im Gottesdienst verzichtet.
Zum Abschluss des Gottesdienstes konnte jede:r Besucher:in auf einem Zettel notieren, wo er/sie selbst im Gemeindeleben als lebendiger Stein auf vielfältige Arte und Weise mitwirkt. Die vielen bunten Zettel wurden dann von den Konfirmanden eingesammelt und an eine Kirche, die aus Schuhkartons aufgebaut war, angeheftet. Beeindruckend, was da so zusammenkam. So wurde sichtbar, wie viele Menschen mit ihrem Wirken die Kirche lebendig werden lassen.
Von dem Klassiker Gemeindekirchenrat bis hin zu Konfirmanden, die den Jugendgottesdienst mitgestalten über Menschen, die bei der Gartenarbeit im Pfarramt unterstützen, in der Kirche singen, das Gemeindekirchenblättchen austragen, Besuchsdienste übernehmen, Menschen, die mit Rat und Tat bei baulichen Anliegen zur Seite stehen oder einfach nur Kirchenmitglied sind, war alles vertreten.
Die Pfarrerin bedankte sich bei allen, die bei den Vorbereitungen des Pfingstfestes mitgewirkt hatten. Zum Abschied und als Dank für sein Kommen überreichte Pfarrerin Stephanie Reinhardt dem Regionalbischof einen Frühlingsstrauß und eine Pfingst-Wundertüte.